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Der 38. Bulle geht nach Australien

Unter neun Favoriten macht "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak das Rennen um den Jugendbuchpreis - Verleihung im Herbst

Buxtehude. Eindeutiger hätte das Ergebnis nicht sein können: Nach der Auszählung in der Stadtbibliothek hatte "Die Bücherdiebin" aus der Feder von Markus Zusak mit insgesamt 82 Punkten die Nase vorn. Mit 43 Punkten hoben die elf Jugendlichen in der 22-köpfigen Jury den Roman des deutsch-australischen Autors auf ihr Schild. 39 Punkte gab es von den Erwachsenen - was bei der Wahl für eine überaus große Annäherung zwischen den beiden entscheidenden Parteien spricht.

"Als ich den Roman las, war ich total überrascht, hatte ich doch zuerst gedacht, dass das Thema Zweiter Weltkrieg inzwischen ausgelutscht ist. Aber dann war ich davon gefesselt, wie Markus Zusak ein altes Thema mit ganz neuen Elementen und Höhen und Tiefen wieder zum Leben erweckt", war gestern Abend von den jugendlichen Juroren zu hören. Und aus den Reihen der Erwachsenen hieß es: "Es ist die Erzählweise aus der Sicht des Todes, die so ungewöhnlich und absolut faszinierend ist." Mit 52 Punkten holte sich Malorie Blackman für "Himmel und Hölle" den zweiten Platz. 44 Punkte gab es für "Salzwassersommer" von Sharon Dogar, die damit den dritten Platz unter den Spitzenreitern für sich beanspruchen kann. Den im australischen Sydney lebenden Preisträger ans Telefon zu bekommen, war gestern Abend nicht so einfach. In Australien stand die Uhr auf sechs in der Früh. Sibylle Bruns-Decker vom Kulturbüro erwischte stattdessen seinen Anrufbeantworter, überbrachte die frohe Kunde und die Glückwünsche der Stadt, die den Autor im Herbst zur Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Bullen willkommen heißen wird.

"Die Bücherdiebin" ist eine Reminiszenz des gebürtigen Deutsch-Österreichers an die Geschichten seiner Eltern aus München und Wien während des Zweiten Weltkriegs (siehe "Zur Person"). Im Mittelpunkt steht das Schicksal von Liesel, die sich im Januar 1939 mit ihrem Bruder Werner auf den Weg nach Molching bei München macht, wo die beiden Pflegeeltern übergeben werden sollen. Doch Werner kommt niemals dort an. Ein heftiger Hustenanfall. Ein letzter Atemzug - dann nichts mehr. Werner findet sein Grab im Schnee. Und Liesel findet im Schnee ihr erstes Buch. Mit dem "Handbuch für Totengräber" und mit der Hilfe ihres Pflegevaters lernt Liesel lesen. Fortan stiehlt sie Bücher. Und sie teilt ihre Schätze. Doch Liesel lebt in den gefährlichen Zeiten eines alles verheerenden Nationalsozialismus.

"Die Bücherdiebin" ist bei Bertelsmann erschienen und für 19,95 im Handel erhältlich.

Buxtehuder Tageblatt 17.06.2009