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Der 39. Bulle reist in die Staaten

"Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele": Die 22-köpfige Jury setzt die Gesellschaftsutopie von Suzanne Collins auf Platz eins

Am Dienstagabend wurde es in der Stadtbibliothek spannend und das Ergebnis war eindeutig. Mit 77 Punkten setzte die 22-köpfige Bullen-Jury "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" auf Platz eins. Der Roman, eine soziale Utopie aus der Feder der amerikanischen Schriftstellerin Suzanne Collins, gewinnt den 39. mit 5000 Euro dotierten Buxtehuder Jugendbuchpreis. Den Löwenanteil bei dieser Entscheidung halten die Jugendlichen mit 51 Punkten.

In der Stadtbibliothek machten sich sich Bürgermeister-Stellvertreterin Christel Lemm, Stadtbibliothekschefin Ulrike Mensching und Sibylle Bruns-Decker vom Kulturbüro ans Auszählen. Sieben spannende Bücher hatten die Endrunde erreicht. Die Wahl schließlich sorgte für allgemeine Zufriedenheit.

"Dieser Roman blickt in die Zukunft. Und das tut er aus verschiedenen faszinierenden Perspektiven. 'Die Tribute von Panem' sind von der ersten bis zur letzten Seite ungemein spannend", begründen die Jugendlichen ihr Votum. Die Erwachsenen vergleichen das Buch mit "Gladiatorenkämpfen". Es sei gesellschaftskritisch und von großer visueller Ausdruckskraft.

Zum Inhalt: Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus seinen Trümmern ist Panem entstanden, das in zwölf Distrikte eingeteilt ist und von einer unerbittlichen Regierung geführt wird. Alljährlich finden in Panem besondere Spiele statt. Es ist eine Art Wettstreit, der über das Fernsehen im ganzen Land ausgestrahlt wird, und für den jeder Distrikt zwei Jugendliche zu stellen hat. Die Regeln sind einfach. Und sie sind grausam. Denn bei diesen medienwirksamen Spielen darf es nur einen Überlebenden geben. Als ihre kleine Schwester ausgelost wird, meldet sich die 16-jährige Katniss ohne zu zögern an ihrer Stelle. An der Seite des gleichaltrigen Peeta nimmt das Mädchen den Kampf ums Überleben auf. Die beiden jungen Leute wissen, dass es nur einen Sieger geben darf. Doch wie es scheint, kümmert das Peeta nicht. Er rettet Katniss das Leben. Sind seine Gefühle ihr gegenüber doch nicht nur gespielt, um das Publikum vor den Bildschirmen für sich einzunehmen? Katniss weiß nicht mehr, was sie glauben soll - und vor allem weiß sie nicht, was sie selbst empfindet.

Bis zum späten Abend versuchte Sibylle Bruns-Decker die soeben gekürte Preisträgerin zu erreichen. In den Staaten war es 3 Uhr nachmittags und Suzanne Collins war aushäusig. Berichten zufolge fesselt ihr Roman die Leser in der ganzen Welt. Die packende Gesellschaftsutopie errang in den führenden Medien der USA die ersten Plätze der Bestsellerlisten und erntete begeisterte Kommentare von Autoren-Kollegen wie Stephenie Meyers und Stephen King. Time Magazine wählte Suzanne Collins auf die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten 2010.

Beim Lesen stelle sich vor allem auch die Frage, wie erschreckend ähnlich das fiktive Gesellschaftsgefüge Panems schon dem unseren ist. Der zweite Band "Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe" eroberte in den USA bereits Platz eins der New York Times-Bestsellerliste. Der dritte Band der Trilogie soll Ende 2010 in den Staaten erscheinen und 2011 auf dem deutschen Büchermarkt.

Die Autorin Suzanne Collins
Suzanne Collins wurde 1962 in den USA geboren und schreibt seit 1991 mit großem Erfolg für das amerikanische Kinderfernsehen. 2003 erschien ihr erstes Kinderbuch „Gregor und die graue Prophezeiung“ als Beginn einer fünfteiligen Abenteuerreihe für junge Leser mit starken Nerven. Rasch entwickelte diese sich zum internationalen Bestseller. Mit „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ veröffentlichte die Autorin den ersten Band einer neuen Trilogie – ein Senkrechtstarter. In Deutschland kam der im Oetinger Verlag erschienene Roman 2009 auf den Markt und wurde für den Jugendliteraturpreis 2010 nominiert. Die Begründung der Jury: „Im Kopf des Lesers entflammen brandaktuelle Fragen: Wie abhängig bin ich eigentlich in der Mediengesellschaft von meinem Bild in der Öffentlichkeit?“ (hag)

Buxtehuder Tageblatt, 16.06.2010