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Das kurze Leben der Sophie Scholl

Hermann Vinke

Der Buxtehuder Bulle - Jugendbuchpreis (Youth Book Award) - Der Preisträger 1980:
Hermann Vinke - Das kurze Leben der Sophie Scholl

Sie war 21 Jahre alt, als sie am 22.02.1943 als Mitglied der Widerstandsbewegung "Weiße Rose" durch Hitlers Fallbeil in München hingerichtet wurde: Sophie Scholl, Studentin der Biologie und Philosophie. Hermann Vinke ist es gelungen, in Form von collagehaft zusammengesetzten, teilweise erstmals veröffentlichten Tagebuchauszügen, Briefen, Zeugenaussagen und Photos wichtige Stationen und Ereignisse dieses kurzen Lebens nahezugringen. Er verdankt Sophies Freude am Schreiben (es war für sie"ein Mittel, um sich über sich selbst oder über ihren Zustand klarzuwerden") Einischt in ihre Gedanken und Empfindungen- die schwankten "Zwischen Lust und Traurigkeit", zwischen klarer Logik, schwärmerischer Emphase und schwermütigem Grübeln. So entstand eine in ihrer Authentizität einmalige Darstellung, die durch Sensibilität und unaufdringliche Genauigkeit überzeugt. Keine heroisierende Reportage, sondern ein differenzierender Bericht, der dank der erinnnernden Mithilfe von Freunden und Angehörigen, vor allem von Sophies älterer Schwester Inge, das Bild einer Persönlichkeit vermittelt, der sich der Leser nicht entziehen kann.

Gleichzeitg läßt der Autor mit dieser Dokumentation Sophie Scholl aus dem Familienporträt heraustreten; ihr Schicksal und auch das ihrer Mitverschworenen wird zu einem historischen. Man erfährt, wogegen sie kämpfte, und was sie dazu bewog, dies zu tun. Aus den herangezogenen Zeugnissen wird deutlich, daß Sophie ständig in kritischer Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und sich selber lebte. In ihrer unkonventionellen, alle starren Klischees ablehnenden Art , dachte sie ihrer Zeit voraus. Schon als 18jährige zeigte Sophie eine bemerkenswerte Entschlossenheit zum Widerstand:"Man muß etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben." Hierzu ein weiteres Zitat (September 1940):"Ich finde, daß immer Gerechtigkeit höher steht als jede andere, oft sentimentale Anhänglichkeit".

Die Zeichnungen, Photos und Texte dieses Bandes zeigen in ihrer lebensvollen Impulsivität, aber auch in ihrer gemütvollen Nachdenklichkeit zunächst noch nichts von jener gewaltigen Kraft und Kühnheit, mit der Sophie Scholl zum Fallbeil schritt und ihr Vermächtnis mit den Worten hienterließ:"Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden".

Der Autor

Der Buxtehuder Bulle - Jugendbuchpreis (Youth Book Award) - Der Preisträger 1982: Hermann Vinke, geb. 21. September 1940 in Rhede-Ems/Niedersachsen als eines von acht Kindern einer Arbeiterfamilie. Vinke:" Noch nach dem Krieg haben wir gespürt, was Hunger ist und das auch bis heute nicht vergessen." Er besuchte die Volksschule ind Rhede und dann ab 1953 verschiedene Gymnasien; Abitur 1961 am Gymnasium Paulinum in Münster.

Sein journalistuscher Werdegang begann 1962 mit dem Volontariat bei der "Osnabrücker Tagespost" und wurde ab 1964 als verantwortlicher Lokalredakteur der "Ems-Zeitung" in Papenburg, 1968 bei der "Neuen Ruhr-Zeitung", Bezirksausgabe Moers und 1969 bei der "Westdeustchen Allgemeinen Zeitung" fortgesetzt.

Seit 1970 ist Hermann Vinke Redakteur beim NDR-Hörfunk in Hamburg, zunächst in der Nachrichten-Redaktion, dann beim Zeitfunk; 1971 nahm er nebenberuflich noch ein Studium der Geschichte und Soziologie an der Universität Hamburg auf.

Als Schwerpunkte innerhalb seiner beruflichen Arbeit gibt der Autor an: Im Emsland Versuche, die Geschichte der emsländischen Konzentrationslager aufzuarbeiten, gleichzeitig so etwas wie eine moderne Heimatgeschichte zu betreiben; im Ruhrgebiet die Probleme im Revier nach den Zechenstillegungen zu beschreiben. In Hamburg widmet er sich insbesondere den Problemen der Arbeistwelt, der Lage der ausländischen Mitbürger in der Bundesrepublik, den Folgen des Radikalerlasses, historischen Themen, Fragen des Rechtsstaates und den Ursachen der Unterentwicklung in den Ländern der Dritten Welt.

Wichtigste Veröffentlichungen und Sendungen in der Zeit von 1975-1981 sind: "Streik und Aussperrung" (1975), eine Untersuchung zum Arbeitsrecht; "Der Unfreiheit eine Gasse" (1976), Praxis und Folgen des Radikalenbeschlusses (zusammen mit Winfried Thomsen); politische Biographien über Carl von Osseietzky (1978), Gustav Heinemann (1978), und Sophie Scholl (1980); Dokumentationen: "Die Anti-Terror-Debatten im Parlament" (1978), zusammen mit Gabriele Witt; "Mit zweierlei Maß" (1981), eine Untersuchung zum Rechtsradikalismus.

Außerdem: "Die DDR" (2008), "Die Bundesrepublik" (2009), "Das Dritte Reich" ( 2010), "Wunden, die nie ganz verheilten" (2010).