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Behalt das Leben lieb

Jaap ter Haar

„Oh Gott, ich bin blind geworden", erkennt der vielleicht 13jährige Beer im Krankenhaus, in dem er nach einem schweren Unfall erwacht.

Und dieser Augenblick verändert sein ganzes weiteres Leben. Ein langer, schwerer Weg mit vielen Hindernissen und Rückschlägen beginnt nun für Beer – und auch für seine Familie. Aber auf diesem Weg werden ihm auch Erkenntnisse und Einsichten beschert, die ihm wohl versagt geblieben wären, wenn er sein Augenlicht behalten hätte.

Übersetzt aus dem Niederländischem von Hans-Joachim Schädlich.

Jaap ter Haar wurde 1922 in Hilversum geboren. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht ging er nach Frankreich und schloß sich dort der Widerstandsbewegung an. Nach dem Krieg arbeitete er als Korrespondent in Schottland, Amerika, Malakka und Indonesien, schrieb Kurzgeschichten und Bücher. Für das mit dem Buxtehuder Bullen ausgezeichnete Buch „Behalt das Leben lieb" erhielt er auch den Goldenen Griffel, den höchsten niederländischen Jugendbuchpreis.

Der Autor

Jaap ter Haar wurde am 25.03.1922 in Hilversun geboren. Er legte während des Kriegsjahres 1940 sein Abitur ab und arbeitete zunächst als Büroangestellter. Nachdem sein Versuch, vor den deutschen Besatzem nach England zu fliehen, gescheitert war, schloß er sich in Frankreich später in Holland, der Niderstandsbewegung an. Nach Kriegsende verpflichtete sich ter Haar freiwillig zim Militärdienst bei der Königlichen Marine und wurde als Kriegsberichterstatter in Schottland, den USA und Malaysia eingesetzt. Danach fand er eine Anstellung beim Holländischen Rundfunk, wo er für die Programrproduktion für über seeische Radiostationen verantwortlich war. Sein erstes Hörspiel "Saskia en Jerieon", das auf Erlebnissen seiner eigenen Zwillinge basiert und später auch als Buch erschien, verfaßte er 1953. Neben seiner beruflichen Tätigkeit schrieb er in seiner Freizeit Kurzgeschichten, Hörspiele und Femsehstücke - sowohl für Kinder als auch für Erwachsene - und einige Drehbücher. Seit 1954 lebt er als freier Schrifsteller in Holland. Ausgedehnte Reisen führten den Autor nach den USA, Rußland sowie Südafrika und in andere afrikanische Länder. Für sein Schaffen als Kinderbuchautor erhielt er verschiedene Auszeichnungen. So wählte man in den Niederlanden sein Buch "Boris" (1966) zun besten Kinderbuch des Jahres 1966 und verlieh ihn dafür den Kritikerpreis. Für seine Erzählung "Het vereldje van Beer Ligthart" (1973; dt. Behalt das Leben lieb, 1976) wurde der Autor mit dem "Goldenen Griffel" ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt er den Bi jenkorf-Buchpreis, dreimal den Kinderbuchpreis von Rotterdern, den Nienke van Hichtun-Preis.Seine Geschichte Amerikas "Von wigwam zun Wolkenkratzer" (1960) kam auf die Auswahllieste zun Deutschen Jugendbuchpreis. Er illustriert seine Kinderbücher zun Teil selbst. Außerdem tat er sich als Autor historischer werke über die Vereinigten Staaten, Rußland, die Niederlande, die französische Revolution und das Römische Neltreich hervor. Die Kinder- und Jugendbücher von ter Haar wurden in viele Sprachen übersetzt und erschienen unter anderen in Australien, der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, England, Finnland, Norwegen, Schweden, der Sowjetunion, Südafrika und den USA.


Werke

Saskia en Jeroen. De tweling (1955; dt. Saskia und Jeron, die Zwillinge, 1958); Saskia en Jeroen. stap (1955); Saskia en Jeroen. Uit lageren (1955); Saskia en Jeroen. Aan zee (1956; dt. Saskia und Jeron an der See, 1961); Noodweer op de weiszhorn (1958; dt. Unwetter am heißhorn, 1961); Ernstjan en Snabbeltje (1958; dt. Schnabbelchen, 1959); Ernstjan en Snabbeltje. Op avontuur (1958; dt. Abenteuer mit Schnabbelchen, 1959); Ernstjan en Snabbeltje in het bos (1958; Dt. Mit Schabbelchen unterwegs, 1960); De geschiedenis van Noord-Amerika (1959; dt. Vom Wigwam zun Wolkenkratzer - Amerika wird eine Weltmacht, 1960); Eelke gaat verhuizen (1963; dt. Uli und die 13 Buchen, 1965); Eelkebij de dertien beuken (1963; dt. Das Häuschen bei den 13 Buchen, 1965); Eelke bij het bosrreer (1963; dt. Uli, Vaters kleiner Helfer, 1966); Boris (1966; dt. Boris, 1968); Lotje in de dierentuin (1966; dt. Conny im Zoo, 1969); Lotje n'et Roegan op stap (1966; dt. Conny und der kleine Elefant, 1969); Jacob Simonsz De Rijk, watergeus (1972); Het wereldje van Beer Ligthart (1973; dt. Behalt das Leben lieb, 1976, auch u. d. T. Ich spür die Sonne auf rreinem Gesicht, 1977).

Jaap ter Haar's einfühlsames Portrait des erblindeten Jungen Beer (1976)

Jaap ter Haar war Bullengewinner Nummer sechs. Im Jahre 1976 entschied sich die Jury für den 1922 in Hilversum geborenen niederländischen Kinder- und Jugendbuchautor, dessen Erzählung „Behalt das Leben lieb" das Schicksal eines 13jährigen Jungen beschreibt, der sein Augenlicht verliert. Nachdem der Versuch von ter Haar, vor den deutschen Besatzern nach England zu fliehen, gescheitert war, schloß er sich in Frankreich und später in Holland der Widerstandsbewegung an. Sein erstes Hörspiel beim holländischen Rundfunk „Saskia an Jereon" basierte auf Erlebnissen seiner eigenen Zwillinge, entstand 1953 und erschien später auch als Buch. Manche Kritiker taten Jaap ter Haars Geschichte vom blinden Jungen Beer in „Behalt das Leben lieb" als sentimental ab. Das veranlaßte Winfried Ziemann damals während seiner Laudatio zu der Frage:

„Schimpfst du das Buch nicht unter Umständen sentimental , weil du beim Lesen Rotz und Wasser geheult hast und für deine Tränen eine Entschuldigung brauchst?"

Ein betroffen machendes, sehr einfühlsam geschriebenes Buch wurde „Behalt das Leben lieb" ebenfalls genannt, in dem ter Haar nicht einen Augenblick lang versuchte, verschwommenes Mitleid für den Jungen zu erwecken, vordergründige Gefühle in Bewegung zu setzen, sondern er wisse klar und konsequent so zu erzählen, daß der Leser das Leben des kleinen Beer miterleidet.

„Behalt das Leben lieb" sei auch ein Appell an Nichtbetroffene, mit Behinderung und Behinderten umzugehen, vor denen sie sich mit Gedankenlosigkeit und Unempfindsamkeit zu schützen suchen. Ziemann zitierte damals Friedrich Nietzsche:

„Die Empörung über das Unglück des anderen ist der männlichere Bruder des Mitleidens."