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John Boyne mit „Buxtehuder Bulle“ ausgezeichnet – Laudator David Safier lobt emotionale Wahrheit des Siegertitels

Buxtehude. Der irische Bestseller-Autor John Boyne hat am Dienstagabend, 22. Januar, den mit 5.000 Euro dotierten Jugendliteraturpreis Buxtehuder Bulle aus den Händen von Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt entgegengenommen. „Ich fühle mich zu tiefst geehrt, diesen Preis bekommen zu haben“, sagte der 1971 geborene Ire bei der offiziellen Preisverleihung in Buxtehude.

Vor rund 600 Zuschauerinnen und Zuschauern auf der Buxtehuder Halepaghen-Bühne dankte er der Stadt, der Jury und vor allem allen Lesern für das „Schulterklopfen“. Boyne ist für seinen Jugendroman „Der Junge auf dem Berg“ („The Boy at the Top of the Mountain“), erschienen im Fischer-Verlag in der Übersetzung von Ilse Layer, ausgezeichnet worden.

Brückenschlag zwischen den Generationen geschafft
Der Laudator David Safier, selbst mit dem Buxtehuder Bullen 2014 ausgezeichnet worden, lobte das „emotional wahre“ Buch: „Sie, lieber John Boyne, helfen uns mit ihrem Werk Wunden zu heilen, die von Generation zu Generation vererbt werden.“ Der Roman erzählt die Geschichte von Pierrot, Sohn einer Französin und eines Deutschen, der seine Eltern verliert und von seiner Tante in den deutschen Haushalt mitgenommen wird, in dem sie in Diensten steht: der Berghof – Adolf Hitlers Sommerresidenz. Schnell gerät der Junge unter den direkten Einfluss des Führers…

Safier hob hervor, wie wichtig es sei, an den Holocaust zu erinnern, „in einer Zeit, in der die Zeitzeugen langsam alle gestorben sind – Opfer, Täter und Mitläufer – sind wir Geschichtenerzähler gefordert, den Brückenschlag zwischen den Generationen zu schaffen.“ Das sei Boyne auf bewundernswerte Weise gelungen. Hier geht es zur gesamten Laudatio.

Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt zollte vor allem der jugendlichen Jury Respekt – deren Favorit John Boyne gewesen war. „Mich bewegt es sehr, dass gerade die Jugendlichen dieses Buch und dieses Thema zum Favoriten auserwählt haben. Zeigt es doch, dass dieses Thema gerade auch für die junge Generation nichts an Bedeutung und Aktualität verloren hat. Das macht Mut!“

Boyne empfindet Preis als besondere Ehre
John Boyne betonte, dass der Buxtehuder Bulle für ihn allein deswegen eine besondere Bedeutung habe, weil er von einer Leser-Jury entschieden werde: „Elf Jugendliche und elf Erwachsene, das ist einmalig; das ist eine besondere Ehre.“ Die Auszeichnung zeige ihm, dass sein Ansatz, sich den Ereignissen Nazi-Deutschlands aus der Perspektive eines Kindes zu nähern ebenso honoriert werde, wie die Tatsache, dass seine Hauptfigur vom unschuldigen Kind zum Täter wird.

Jugendliche bringen Welt des Protagonisten Pierrot/Peter auf die Bühne
Das Thema Indoktrination, Verführung und Unterwerfung in einem totalitären Regime hatte eine Gruppe um rund 15 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Süd, unter Anleitung des Horneburger Schauspieler Rainer Piwek, aufgenommen. Nachdem eine Schlüsselszene – aus dem Off gelesen – das Publikum in die Welt des Romans geleitet hatte, griffen die Jugendlichen das Thema des Buches auf. Sie tanzten, deuteten Konfrontation an und sangen. Obwohl ohne gesprochenes Wort vorgetragen, gelang es der Truppe, eine dichte Atmosphäre entstehen zu lassen. Musikalisch umrahmt wurde die Verleihung durch die Bigband 4-Beat der Kreismusikschule Stade. Das Publikum wurde vom Moderator Martin Kummerow durch den Abend geführt.

Kontakt zwischen Autor und Leserschaft bei Autogrammestunde
Im Anschluss an die Preisverleihung suchte Boyne den Kontakt zu seinen Leserinnen und Lesern. Beim Signieren seiner Bücher, kam er ins Gespräch mit seinen Fans. Auch wenn Boyne – der sich als selbst als einen sehr disziplinierten Autoren bezeichnet – ohne die Schreib-Arbeit sehr unzufrieden sei, freute sich: „Schreiben ist sehr einsam, ein Klapps auf die Schulter von zufriedenen Lesern tut gut.“

Bereits am Montagnachmittag hatte John Boyne in Buxtehudes Altstadt die 47. Platte des Buxtehuder „BULLEvard“ – eine Messingplatte, versehen mit Namen des Siegers und des prämierten Buches, – gemeinsam mit Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt enthüllt. Außerdem hatte der irische Autor mehrere Lesungen in den Buxtehuder Gymnasien und in der Stadtbibliothek veranstaltet.

Unterstützer
Unterstützt wird der Buxtehuder Bulle von der Else und Heinrich Klindtworth-Stiftung. Zur Verbreitung des Buxtehuder Bullen wird die Stadtbibliothek dieses Jahr wieder vom Förderkreis der Stadtbibliothek Buxtehude e.V., der KVG Stade GmbH & Co. KG (Betrieb Buxtehude), der HTM Hanse Traffic Media GmbH und der Rösterei Iwersen unterstützt.

Über den Preis
Der Buxtehuder Bulle ist einer der renommiertesten und traditionsreichsten deutschen Literaturpreise. Er wurde 1971 von dem Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann initiiert. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Ziel des Buxtehuder Bullen ist es, Jugendliche für das Lesen zu begeistern und die Verbreitung guter Jugendbücher zu fördern. Durch die traditionell paritätische Zusammensetzung der Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen bildet der Preis seit über 40 Jahren erfolgreich die Schnittstelle zwischen literarischer Qualität, Lektürevorlieben Jugendlicher sowie Themen, die Jugendliche und Literaturexperten gemeinsam bewegen. In seiner Zielsetzung und seinem Verfahren ist der Preis einzigartig im deutschsprachigen Raum.

Buxtehuder BULLEvard
Im Stadtbild von Buxtehude werden die Preisträgerinnen und Preisträger in Form einer Messingplatte verewigt. Mittlerweile besteht der BULLEvard, der „Walk of Fame“ der Bullen-Preisträger, aus über 40 Messingplatten, die quer durch die Stadt verlegt wurden. Darunter befinden sich Autorinnen und Autoren wie Christine Fehér, Lauren Oliver, Jostein Gaarder, Stephenie Meyer oder David Safier.

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john boyne schreiben ist auch eine flucht 28 01 2019